„Jorn – Nitsch” ist die erste Ausstellung im nitsch museum, bei der Hermann Nitschs künstlerisches Werk einer zweiten Position gegenübergestellt wird. Asger Jorn (1914 Vejrum – Aarhus 1973, Dänemark) zählt neben Karel Appel und Pierre Alechinsky zu den bekanntesten Protagonisten der CoBrA-Gruppe, eine der führenden Avantgardebewegungen der Nachkriegszeit in Europa, die sich für Ursprünglichkeit und Freiheit der Kunst ausgesprochen haben. Zeitgleich wird Hermann Nitsch im Museum Jorn, Silkeborg eine Personale ausgerichtet.

Die größten Gemeinsamkeiten der beiden Künstler finden sich im mythisch-Kultischen sowie im gestisch-Materiellen der Malerei. Asger Jorn thematisiert die Nordische Kultur, das „Vandalische“ in Form von archaischen Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen. Jorns künstlerische Auseinandersetzung mit dem Keltischen im nordeuropäischen Kulturkreis der Urgeschichte bildet einen Brückenschlag zum benachbarten MAMUZ Museum Mistelbach. Nitsch taucht in die spirituell dionysische Welt des Rausches, der Ekstase, Erotik, des Schmerzes, der Vernichtung, und schlussendlich Auferstehung ein. Protestantischer Norden trifft auf katholisch-barockes Weinviertel.

„Jorn-Nitsch” © Jorn Museum

„Jorn-Nitsch” © Jorn Museum

Jorns sowie Nitschs Malerei ist von sinnlicher Kraft, körperlichem Einsatz und Materialität geprägt. Mit seinen Aktionsmalereien und Schüttbildern ab den frühen 1960er-Jahren hatte der Wiener Aktionist das Tafelbild entschieden erweitert und als Vorstufe zu seinem Orgien Mysterien Theater definiert. Vor allem ist sein malerisches Spätwerk von gestischen Entladungen in pastoser Materialität und kräftigem Kolorit erfüllt. Jorn schöpft aus dem Unbewussten jenseits der rationalen Welt und schafft hybrid-organische Formverwilderungen, die sich in eine abstrakte Malereisubstanz auflösen.
Eine weitere Parallele findet sich im Einsatz der Zeichnung und dem Primat der Linie, ob Jorns archaisch-kindliche Kopffüßler und Mensch-Tier-Kreationen oder Nitschs anatomisch sowie organisch geprägte Architektur-Notationen seines grafischen Werks.
Ab 9. Juni  2024
www.nitschmuseum.at